Archive für September 2010

‘Gut gemeint’ ist das Gegenteil von ‘gut gemacht’

Das Beste, was ich in der vergangenen Woche gesehen habe, war die Jubiläumssendung zum 10-jährigen Bestehen von „Nightwash“. Das Faszinierende daran ist für mich, wie eine Show es schafft, jahrelang ein Geheimtipp zu bleiben und trotzdem Kultstatus zu erreichen. Ich kann mich noch gut daran erinnern, als die Truppe um „Knacki“ Deuser in Halle (Gerry Weber) Station gemacht hat. War lustig, manchmal skurril, immer aber unprätentiös und charmant, zu beobachten, wie die teilweise noch sehr grünen Comedians ihre ersten Schritte in OWL machten, Carolin Kebekus z.B…
Dann war da noch ein ausgezeichneter Spielfilm, ein Drama von 2001 mit Kevin Spacey (noch ein Film mit ihm, den ich noch nicht gesehen hatte), Helen Hunt und Haley Joel Osmont. Dienstag nacht auf dem „Ersten“. Fein inszeniert, überzeugend gespielt: „Das Glücksprinzip“, oder -treffender im Originaltitel- „Pay it forward“.

Das Beste, das ich gehört habe: nichts Neues. Ich habe mal bei Melody Gardot reingehört, kann aber mit „Modern Jazz“ immer noch nichts anfangen. Söhne versuchen ja immer, ihren Vätern nachzueifern. Ich auch, aber bei Modern Jazz hörte es auf! Finde ich zwar nicht so befremdlich wie Oper, Operette oder Volksmusik, aber ich bin mir nun sehr sicher, dass Modern Jazz nie was für mich sein wird. Nicht tragisch, immerhin sind so z.B. Schach, Badminton und Kochen hängengeblieben.

Was gab’s Tolles zu Lesen? „Denken …und andere Randsportarten“, ein interessantes Buch von Thorsten Havenser, in das ich reingeschnuppert habe. Empfehlenswerte Lektüre.

Und zu Essen? Einmal - ehrenamtliche - Nudeln auf italienische Art und Putenpfanne asiatisch, mit Reis. Beides sehr lecker (war sogar zum Beißen), vielen Dank an Annette und Waltraut.

Jemand sprach mich mal darauf an, dass ich oft abweisend, manchmal sogar feindselig auf Menschen wirke, die zu mir kommen und mir nur helfen wollen. Ist sicherlich nicht ganz falsch, trifft aber auch nicht wirklich zu! Ich falle niemandem gleich um den Hals, nur weil er atmet, und bin auch momentan stark von Tageszeit und persönlichem Fitnesszustand abhängig. Und natürlich auch von dem bis dahin Erlebten. Grundsätzlich freue ich mich aber über Besuch. Vor allem ehrenamtliche Helfer bewundere ich ob ihres selbstlosen Engagements. Ich wertschätze und anerkenne ihr Tun sowie den sicht- und fühlbaren guten Willen, liebe deswegen aber keinesfalls jeden jederzeit. Mit fortschreitendem Tagesverlauf höre und erlebe ich oft leider viel (für mich) Negatives. Gleich nach dem Wecken z.B. ist das Erste, das ich höre, eine Entschuldigung - wegen des verspäteten Weckens, der Lautstärke, der eigenen Person oder anderem Wischiwaschi. Immer jedoch „TMI“. Heißt: „too much information“, und bedeutet, dass weniger manchmal mehr ist. Beispiel gefällig? „Wo ist Ihr Bad?“ ist als Frage völlig ausreichend, „Wo ist Ihr Bad? Wenn ich nicht bald auf eine Toilette komme, geht’s in die Hose“ dagegen definitiv TMI. So jedenfalls beginnt kein Tag positiv für mich, verspätetes Wecken bedeutet oft, dass mein Termin für Krankengymnastik oder Ergotherapie ansteht und ich vielleicht keine Zeit mehr zum Frühstücken habe! Ich ziehe „Good Vibes“ dem vor. Wir alle bevorzugen optimistisch eingestellte, positiv denkende und von ihrem Können überzeugte Menschen; wenn Ergebnisse und Leistungen erwartet werden, Profis. Sie würden doch auch lieber mit einem Piloten fliegen, der von seinem Können überzeugt ist, als mit dem, der Sie wie folgt über die Lautsprecher begrüßt: „Guten Tag, meine Damen und Herren. Ich bin zwar bei Weitem nicht der beste Pilot unserer Fluglinie und zudem nicht wirklich ausgeschlafen, freue mich aber trotzdem, Sie hier an Bord begrüßen zu dürfen“. Mit menschlichen Werten hat das nichts zu tun, der beste Pilot kann als Mensch absolut minderbemittelt sein - und umgekehrt. Die Frage ist nur, ob man gerade Freunde oder Profis braucht.

Wir bleiben mal in der Luft, an Bord unseres Flugzeugs. Der Pilot hat es geschafft, das Flugzeug ohne Probleme in die Luft zu bekommen; Auftritt der Stewards und Stewardessen. Unverzichtbarer Bestandteil im Räderwerk des Transports über den Wolken, mehrsprachig, freundlich und immer verbindlich. Oft auch hübsch, kompetent oder hübsch kompetent. Wie auch immer, stellen Sie sich mal vor, sie alle stellten nur rethorische Fragen, oder beantworteten sie selbst und machten, was sie wollen. Bei einem Inlandsflug sicher und nonchalant zu überstehen. Anders sähen die Folgen für einen mehrstündigen Interkontinentalflug aus! Spätestens zum Ende des Flugs hätte der friedfertigste Mensch „unfriedliche“ Fantasien mit den Flugbegleitern - egal, wie nett, hübsch oder höflich sie sind. Irgendwann reißt auch der stabilste Geduldsfaden, wenn sich der Flugbegleiter mit einem freundlichen „Darf ich das schonmal abräumen?“ über Ihr zögerliches „Nein, ich möchte noch…“ hinwegsetzt, oder die Stewardess ständig über sie hinweggreift mit einem freundlich nachgereichten „darf ich mal?“ Spätestens, wenn Fragen gestellt werden, die grammatikalisch eigentlich keine Fragemerkmale aufweisen wie z.B. „Ich darf das mal wegnehmen“, reicht’s und der Topf kocht über. Mir in jedem Fall.

So, zurück auf den Boden. Keep’ smiling, think positive, Carpe diem, usw. ;-)

Aloha

shirt_aloha_mens_54.jpgDer Wochenrückblick wird von mir immer samstags verfasst, weil ich dann genug Zeit und Ruhe habe. Sonntags bekomme ich regelmäßig Besuch und in der Woche ist zuviel los, um mal einen Nachmittag ungestört schreiben zu können.

Das Beste, was ich in der letzten Woche im Fernsehen gesehen habe, (jetzt, wo „Californication“ nicht mehr läuft), war „Die Bucht“, eine schockierende Dokumentation (als DVD und Blu Ray erhältlich), die man nicht glauben mag. Ähnlich wie die hohlen Bewohner der Färöer Inseln, die Jahr für Jahr Grindwale aus Tradition(!) abschlachten, verfahren Japaner jedes Jahr von September bis März in einer abgesperrten, unzugänglichen Bucht bei Taiji mit großen Tümmlern (=Delfinen).Infos hier: http://www.atlanticblue.de

Als Ausgleich habe ich mich köstlich über die Kultserie „Mein Name ist Earl“ (RTL, samstag nachts) amüsiert. Liebenswerte, skurrile Protagonisten ohne den platten, sonst üblichen Sitcom-Humor.

Das Beste, was ich gehört habe, war der Hawaiianer Israel Kamakawiwo’ole mit seinem Coversong „Somewhere over the Rainbow“ aus 1997, der irgendwie immer wiederkommt - aktuell am 3.09.2010 als CD und Download, davor als Filmmusik zu „Rendezvous mit Joe Black“ und „50 erste Dates“. Zu Recht, wie ich finde. Selbst ohne die Geschichte des verstorbenen „sanften Riesen“ zu kennen, hat mich die eingängige Stimme in Kombination mit seiner Ukulele sehr berührt.
Hier die Musik, der Mensch, seine Familie sowie hawaiianische Impressionen: http://www.myvideo.de/watch/7712274

Der Vollständigkeit halber noch das Beste, was ich in der vergangenen Woche gelesen habe: für jeden Tag zusätzliche Betriebsdauer erwirtschaftet ein deutsches Atomkraftwerk 1.000.000 Euro!
Bei dem Thema stellt sich mir eine Frage: wieso streichen die Stromkonzerne die immensen Gewinne ein, aber die Steuerzahler müssen die Zeche für die Entsorgung zahlen?

Dann war da noch der Besuch meiner aufgeregten Tochter, die ihre ersten Tage an einer weiterführenden Schule hinter sich gebracht hatte.
Und natürlich Manuel, der weniger redet und eher handelt, womit - Abrakadabra - mein lärmender Sprachcomputer geheilt und wieder friedlich ist. Einfaches kann so einfach sein ;-)
Umso höher zu bewerten, weil er eigentlich keine Zeit hat und sich um sein Geschäft kümmern muss: Junge Mode für Sie und Ihn www.merlinstore.eu

Was gab’s sonst noch Schönes und Gutes (oder Erwähnenswertes) in der Woche?

Meine Krankenkasse, die AOK, scheint am Ende ihrer Zahlungswilligkeit angelangt zu sein.  Es wird z.Zt. über meinen Umzug im Oktober nachgedacht. Die Ursachen liegen mit ziemlicher Sicherheit darin begründet, dass ich einerseits altersmäßig nicht in ein Hospiz passe - erst recht nicht in ein Altenheim - andererseits die Verweildauer eines typischen Hospizgastes (ca. 6-8 Wochen) mittlerweile deutlich überschreite, und die tägliche Intensivpflege in einem Hospiz ist wohl ziemlich teuer. Bis heute existierte nichts zwischen Altenheim und Hospiz, jetzt gibt es zumindest schon die Erkenntnis, dass da eine Lücke im System klafft, die Absicht, das zu ändern, und ein Konzept für „die junge Pflege“.
Die Denkspiele haben einen gewichtigen und grundsätzlichen Architekturfehler, beruhen sie doch auf einem Konzept und nicht auf erprobten und bewährten Erfahrungen. Wer das Konzept einer „jungen Pflege“ studiert, stellt schnell fest, dass Vieles seinen Ursprung in der Altenpflege hat oder zumindest dort entlehnt worden ist. Für alle, denen das Konzept nicht vorliegt: es ist eine leicht erweiterte  Leistungsbeschreibung für ein Altenpflegeheim mit so jugendlichen Freizeitgestaltungsmöglichkeiten wie „Emotionales Erwachen“, Morgenrunde,  Bewegungsübungen, Gartengestaltung, Blumenpflege, Bildnerisches Gestalten, oder - besonders beliebt bei ALS-Kranken - Spazierengehen. Es bleibt auch nach eingehehendem und gründlichem Studium wenig „jung“, und bietet speziell aus der Sicht eines ALS-Kranken auch leider nichts wirklich Besonderes oder Attraktives!

Man braucht nicht erst das Beispiel des Sicherheitskonzepts der Duisburger Loveparade zu bemühen, um zu veranschaulichen, dass Konzepte reine Theorie sind. Hier werden die Zusammenhänge und Ursprünge deutlich, schaut man sich Verfasser und Ort der „jungen Pflege“ an: ein Altenheim in Bielefeld…

Geht es nur mir so, dass ich finde, dass junge und alte Pflege unter einem Dach, mit demselben Personal, sich ziemlich frontal gegenüberstehen und das Konzept besser zur Erweiterung eines Hospiz passt? Die meisten der Leistungen, die im Konzept beschrieben werden, sind für einen Hospizbetrieb längst (all-)täglicher Standard. Bei aller Kritik muss man der Verfasserin jedoch zugestehen, eine Versorgungslücke erkannt und sich Gedanken um die Beseitigung gemacht zu haben. Der erste Schritt ist somit gemacht und ich bin gespannt auf die noch folgenden…

Schlangenragout

So, es ist mal wieder Samstag, Zeit für das wöchentliche Update. Neuigkeiten?

Nichts wirklich Spruchreifes, irgendwie ist die Luft raus. Bei mir und bei meinem Umfeld auch. Üblicherweise würde ich jetzt bei mir das obligatorische, herbstliche „Burn-out-Syndrom“ diagnostizieren und eine Woche Nachsaison-Sonne buchen oder mich in die Arbeit stürzen. Irgendwie geht momentan aber nichts von beidem, was mich etwas frustriert. Zeit, dass ich mir neue Hobbies suche (und finde). Vorschläge erbeten!

Der prominenteste Physiker und ALS-Kranke unserer Zeit, Stephen Hawkins, ist zur Zeit auch nicht gut drauf - in seinem neuen Buch schließt er die Existenz Gottes kategorisch aus. In einem aktuellen Interview bot er einen absolut bemitleidenswerten äußeren Eindruck, faszinierte mich aber durch den Output seines Sprachcomputers in punkto Qualität und Geschwindigkeit. Ich glaube, er hat schneller geantwortet, als ich es könnte. Irgendwie war sein Sprachcomputer schneller als meiner ;-)  Allerdings hing er mehr mehr in seinem Rollstuhl als dass er saß, total schief! Ich habe bei mir auch eine starke Seitenneigung festgestellt; scheint für ALS-Kranke symptomatisch zu sein. Was mich aber sehr erschreckte, waren die 4 unteren Schneidezähne, die so grotesk aus seinem Gesicht hervorstanden, dass sie ihm das Aussehen eines Tiefseeraubfisches verliehen. Noch jetzt denke ich über Maßnahmen zur Beseitigung, Vorbeugung und Vermeidung nach. Ich glaube, das unterscheidet uns: während er keinen Gedanken an sein Äußeres (mehr) vergeudet und lieber schwarzen Löchern auf den Grund geht, schaue ich noch in den Spiegel und versuche, nicht zu debil auszusehen und vergeude meine Zeit mit Referaten übers Reiskochen. In dem Zusammenhang stellte sich mir die Frage, wieviel Pflegekräfte er in 20 Jahren „verschlissen“ hat …

Zum Thema „Genies und Äußerlichkeiten“ hält sich hartnäckig eine nette Geschichte: sie betrifft Albert Einstein. Angeblich besaß er 7 identische Garnituren Kleidung in seinem Schrank, um nicht Tag für Tag bei der Auswahl Zeit zu vergeuden…

Dann ist da noch Natascha Kampusch, die wegen der Veröffentlichung ihres Buches („3094 Tage“) gerade sehr medienpräsent ist. Diese Persönlichkeit finde ich absolut faszinierend. Ich bin jetzt gerade mal 2 Jahre Gefangener im eigenen Körper, Hawkins schon unglaubliche 20. Aber sowohl er wie auch ich hatten ausreichend Zeit, ein Leben zu leben und eine Persönlichkeit auszubilden. Natascha nicht - sie wurde im zarten Alter von 10 Jahren ihrer persönlichen Freiheit beraubt und gefangen gesetzt. Für mehr als 8 Jahre ohne Kontakt zur Zivilisation, Sonne und menschlicher Wärme. Unvorstellbar für mich, dass sie das überstanden hat, ohne körperlich und geistig völlig zusammenzubrechen!

Heute vor 9 Jahren verübte Al Kaida zum ersten Mal terroristische Anschläge mit Passagierflugzeugen, was uns seitdem weltweit schärfste Sicherheitsvorkehrungen - nicht nur auf Flughäfen - beschert.

So, dieses Wochenende soll recht sonnig werden und ich habe noch einen Grillvorschlag, bevor die Saison zu Ende ist und die Geräte eingemottet werden. Außerdem wollten 3 Leute das Rezept haben - also:

Rezept für Saté (indonesische Spezialität)10020_10180_11222_1208786317427.jpg

Zutaten
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drei größere Zwiebeln, 2 Knoblauchzehen
Koriander, gemahlen
Sambal Oelek (scharfe, rote Chilipaste)
Ketjap Benteng Manis (Sojasauce)
Erdnussbutter, fein
Salz, weißer Pfeffer, Essig, Zucker

ca. 1,5 Pfund Putenbrust
(oder je nach Geschmack landestypische Sorten wie Hühnchen, Schlangen, Opossums, Eichhörnchen o.ä., nur bitte kein Rind wegen ihres CO2 und Methanausstoßes)
Schaschlikspieße aus Holz oder Metall
Plastikbeutel zum Marinieren, verschließbar

Zubereitung
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Marinade:
Die Zwiebeln mit einer Reibe in eine Schüssel reiben, die Knoblauchzehen mit 3 gestrichenen TL Salz zerdrücken, etwas Pfeffer und 2 EL Koriander, 3 TL Sambal, 2 TL Zucker, einen kleinen Schuss Essig (ca. 3 TL), und eine Menge Ketjap dazugeben und verrühren.

Spieße:
Das Fleisch würfeln und auf die Spieße stecken, dann in die Beutel tun, Marinade zugießen und die Beutel verschließen. Mindestens über Nacht einziehen lassen, dann aus den Beuteln rausnehmen, abtropfen lassen und kurz grillen.

Soße:
Die abgetropfte Marinade aus den Beuteln und etwaige Reste in einen kleineren Topf geben und auf kleiner Stufe erwärmen und leicht köcheln lassen.
Langsam etwa 2/3 Glas Erdnussbutter unterrühren und ggf. mit etwas Wasser, Salz, Pfeffer und Ketjap abschmecken.

Tipp: gerät die Soße zu kräftig, kann sie mit etwas Erdnussbutter und Wasser leicht entschärft und/oder gestreckt werden.

Mit Reis und den Spießen servieren. Guten Appetit!

Palliativpflege oder freier Wille

Seit die aktive Sterbehilfe wieder intensiver diskutiert wird, bringen die Sterbehilfegegner die Palliativpflege sowie Sterben als Prozess (…wenn Sterben zum Leben wird…), z.B. im Hospiz, stärker als Alternative dazu in Position.

Wenn wir die Sachlage mal genauer betrachten, fällt erstmal eine gewisse Bevormundung ins Auge. Sowohl Gegner wie auch Befürworter der Sterbehilfe stammen zwar aus verschiedenen Lagern, allerdings seltenst aus dem Lager der Betroffenen. Somit werden hier Tatsachen von Lobbyisten des einen oder anderen Lagers geschaffen, ohne den Betroffenen das Gewicht und den Status einzuräumen, das sie verdienen. Parallelen zum Jugendschutzgesetz erkennt man auf den ersten Blick, nur sind die, um die es hier geht, i.d.R. mündig und fast immer erwachsen. Nicht selten lebten sie länger als einige der Entscheidungsträger. Sie arbeiteten, zahlten Steuern, gründeten eine Familie und erlebten das eine oder andere. So oder so, haben die meisten im Lauf ihres Lebens gelernt, Entscheidungen zu treffen. Und genau dieses Merkmal eines freien und mündigen Bürgers wird einem Menschen in einer Notlage oder am Ende seines Lebens versagt.

Natürlich sind viele aufgrund ihrer Erkrankung nicht in der Lage, aktiv und über einen längeren Zeitraum hinweg an politischen oder juristischen Prozessen teilzuhaben. Aber die entscheidene Frage, ob sie ihre biologischen Vitalfunktionen weiter fortsetzen möchten oder nicht, könnten sie alle kurz und klar mit einem „ja“ oder „nein“ selbst beantworten. Warum sie so entscheiden, wie sie dann entscheiden, ist eine andere Frage, aber für alle anderen ohne Relevanz. Jeder sollte einem Todkranken, der sein Leben nicht mehr weiter zu führen entschieden hat, soviel Respekt gegenüber aufbringen, dass er die Entscheidung akzeptiert, so wie sie gefallen ist.

Schnell stellt man aber fest, dass dem nicht so ist. Zahllose Gruppierungen, nicht zuletzt die Kirchen, überbieten sich beim Auflisten der Contra-Sterbehilfe Gründe gegenseitig. Unter dem Strich lassen sie sich alle zum (christlichen) Dogma zusammenfassen, das einen Freitod als Sünde* einordnet, erst recht die Tötung auf Verlangen.

Letzteres kann ich sogar verstehen und unterstütze es - wenn auch aus wahrscheinlich anderen Gründen. Das wäre aber irrelevant, wenn man dem Lebensunwilligen zuverlässige und zivilisierte Freitodmöglichkeiten bieten würde. Technisch und organisatorisch im 21. Jahrhundert wahrlich kein Problem mehr. In Zeiten, in denen die Steuerung des Umfelds mit den Augen möglich ist, und Computern als modernem Äquivalent eines Butlers bekommt ein „EXIT“ Knopf dann eine ganz neue Bedeutung…

Ich habe mein Leben nach dem Motto „Die persönliche Freiheit eines Menschen endet da, wo sie die persönliche Freiheit eines anderen berührt“ gelebt und würde es begrüßen, wenn ich auch an meinem Lebensende weiter so verfahren könnte - inkl. der Entscheidung, ob ich einen Knopf drücke oder nicht!

PS: Eine Sicherheitsabfrage im Stil von „Sind Sie sicher, dass…“ sollte reichen… ;-)

PPS: Na gut - zwei.

*) Gestern sah ich im Öffentlich Rechtlichen Fernsehen im Kontext einer Sendung zu den Anschlägen vom 11. September in den USA, wie Menschen sich aus den Fenstern des „World Trade Center“ in den sicheren (Frei-)Tod stürzten, um einem Tod durch Ersticken oder Verbrennen zu entgehen.

Da drängte sich mir sofort die Frage auf, ob sie deswegen nachträglich aus der Kirche ausgeschlossen worden sind oder exkommuniziert wurden.

Ich möchte lieber daran glauben, dass die Kirche(n) ohne großes Aufheben darum zu machen, die freie Willensentscheidung der Todeskandidaten über ihre Dogmen stellten, und recherchiere dahingehend nicht weiter.
PPS: Ich denke, dass sich unterm Strich die „oder“- Frage nicht stellt.
Die Palliativpflege ist m.E. unverzichtbarer Bestandteil eines zivilisierten Gesundheitssystems.
Um dem ganzheitlichen Konzeptanspruch, den die Befürworter der Palliativpflege gerne für sich reklamieren, gerecht zu werden, fehlt mir allerdings die Möglichkeit, zu wählen. Mit der Aufnahme der Freitodmöglichkeiten in das Konzept der ganzheitlichen Pflege wäre die Palliativpflege wirklich konsequent zu Ende gedacht und vollständig!

Allen, denen der Gedanke daran zu reaktionär ist, empfehle ich, sich einmal ein paar Jahre zurück ins World Trade Center zu begeben und die Selbstmordkandidaten davon zu überzeugen, sich verbrennen zu lassen statt zu springen.

Von Reis und Kartoffeln

Ich weiß nicht, was ich schreiben soll; die vergangene Woche war ereignisarm wie so oft. Mein Nacken, mein Hals und meine Beine werden schwächer - der ‘ALS’ fällt auch nichts Neues mehr ein. Aber was stellte ich im letzten Beitrag fest: wahrscheinlich wünsche ich den gegenwärtigen Zustand in ein paar Wochen sehnlichst herbei. Spätestens dann, wenn ich weder Beine noch Kopf bewegen kann…

Um den Menschen, die zwar Reis mögen und gesund finden, aber die Zubereitung für ein Buch mit sieben Siegeln halten, zu helfen, gebe ich hier mal einen Tipp zum Besten, aus der Kategorie „Tipps, die die Welt nicht braucht“, nämlich:

 Reiskochen für Anfänger
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Reiskochen kann so einfach sein. :-) Aufkochen, quellen lassen - fertig.

Aber warum einfach, wenn’s auch umständlich geht…? Ich sehe in der Küche oft Hobbyköche beim hektischen Hantieren mit Kochbeuteln, Wasser zu- oder abgießen, und Reis umschütten. So viel unnötiger Stress für einen so leichten und an sich stressfreien Vorgang. Das Ergebnis ist selten lockerer, körniger Reis, wie es die Werbung verspricht, sondern oft nasser, zu harter oder weicher, und klebriger Reis.

Dabei könnte alles so einfach sein:
Reis kaufen, Langkorn oder Bruchreis (ist günstiger), Duft- oder Jasmin, Basmati oder Thai Reis.
Alles außer Rundkornreis (ist z.B. für Risotto und Sushi geeignet, weil er weich und klebrig ist),
Parboiled Reis (ist vorbehandelt),
Wild- oder Naturreis (gehört nicht zu den Reissorten und benötigt sehr lange Garzeiten),
vorbehandelten, gewürzten oder vorgewaschenen Reis.

Ich kaufe Thai Reis Säckeweise im Asialaden meines Vertrauens, riecht gut, schmeckt lecker und ist recht günstig.

Zubereitung:
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Topf nehmen, 2 Tassen Reis (oder mehr oder weniger, spielt für die allgemeine Verfahrensweise keine Rolle), hinein geben und dann mit Wasser aufgießen. Dabei schütten Sie so lange Wasser hinzu, bis die Höhe des Reis im Topf doppelt erreicht ist.

Beispiel: füllt der Reis den Topf 2 Fingerbreit hoch, füllen Sie Wasser auf, bis es knapp 4 Fingerbreit hoch im Topf steht.

Dann erhitzen Sie den Topf auf der höchsten Stufe, lassen Sie den Reis kurz kochen, kippen Sie den Deckel (oder nehmen Sie ihn kurzzeitig ganz ab), damit der Reis nicht überkocht. Dann drehen Sie die Leistung der Kochplatte auf 0 herunter, setzen Sie den Deckel wieder auf und vergessen Sie den Reis.

Die Restwärme der Kochplatte reicht meist, um den Reis in etwa 15-20 Minuten fertig zu garen. Sie erkennen, dass er fertig ist, wenn das Wasser weg ist. Falls die Restwärme mal nicht ausreicht (weil Sie z.B. eine Riesenmenge kochen), geben Sie noch 5 Minuten auf kleiner Stufe dazu.

Vor dem Servieren zum Auflockern einmal umrühren, fertig. Wenn Sie den Dreh mal raushaben, beschränkt sich der Aufwand für das Reiskochen darauf, Wasser und Reis in einen Topf zu füllen und den Regler der Kochstelle an- und wieder auszuschalten.

Reis braucht weder gewaschen noch geschält zu werden - im Gegensatz zu Kartoffeln. Auch die Lagerung ist unproblematisch: trocken überdauert Reis jede Kartoffel um Monate und steht immer griffbereit zur Verfügung.

PS: Im Gegensatz zur landläufigen Meinung mag ich Kartoffeln sehr wohl: als Pommes, Gratin, Pell- und Bratkartoffeln (sehr knusprig, bitte), Reibekuchen, frittierte Kartoffelecken (amerikanische Art), Folien- und Pellkartoffeln (z.B. mit Heringsdipp), Herzoginenkartoffeln, Kartoffelsalat usw. usw.

„Normale“, mehlig kochende Kartoffeln (mit Soße), Kartoffelbrei u.ä. finde ich dagegen bah!

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